„Mit hohem historischen Wert für Hanau“ – Stadt setzt sich für Erhalt des Kulturdenkmals Bahnbetriebswerk ein
Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen hat jetzt das Bahnbetriebswerk (Bw) Hanau in den Heideäckern insgesamt als Kulturdenkmal ausgewiesen. In der Begründung heißt es, dass die Anlage zur früheren Lokomotiven-Wartung ein „Zeugnis der bedeutenden regionalen Hanauer Eisenbahngeschichte“ und „mit hohem geschichtlichen Wert“ sei.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky begrüßt diese Einstufung, „weil in der Brüder-Grimm-Stadt im Zweiten Weltkrieg viele historische Gebäude zerstört worden sind“. Umso wichtiger sei es daher, dass dieses „einmalige geschlossene Ensemble eines Eisenbahnbetriebswerks mit zwei Drehscheiben“ erhalten bleibe und nicht dem viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke Hanau-Gelnhausen zum Opfer falle.
Dafür setzte sich beim jüngsten Treffen der Arbeitsgruppe "Verkehrliche Konzeption Hanau-Gelnhausen" des Dialogforums Hanau-Würzburg/Fulda auch Hanaus Baustadtrat Andreas Kowol ein. Zu dem Termin hatte die DB Netz AG eingeladen hatte. Kowol lobt in diesem Zusammenhang die „beeindruckende Präsentation“, mit der Dr. Klaus Kröger als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Bahnbetriebswerk Hanau dem Gremium die Problematik nahegebracht habe. Dabei bezeichnete es Kröger als „optimale Lösung“, wenn im Zuge des Ausbaus der Bahnstrecke die zwei zusätzlichen Gleise nördlich der vorhandenen Schienen verlegt würden. Würden die Gleise aber südlich verlegt, bedeute dies das Aus für das Bahnbetriebswerk.
„Das muss die Stadt Hanau verhindern“, erklärt Kowol. Denn eine südliche Gleisführung in den Heideäckern würde bedeuten, dass die nördliche der beiden Drehscheiben und mindestens ein Teil des nördlichen Ringlokschuppens abgebaut werden müssten. Damit entfiele der Zugang zu diesem Lokschuppen, der somit nicht mehr genutzt werden könnte, um die Fahrzeuge der Museumseisenbahn unterzustellen und zu warten.
Darauf aber ist der Verein Museumseisenbahn Hanau, seit 1988 Nutzer des Bw Hanau und seit 2011 Hauptmieter, „zwingend angewiesen“, wie Stiftungsvorsitzender Dr. Kröger betont. - Der südliche Ringlokschuppen hat keine Gleise mehr, keine Wartungsgruben und keine Tore. - Ohne Wartung und Renovierung lasse sich der Fahrbetrieb mit den historischen Eisenbahnen nicht aufrechterhalten. Damit wiederum entfielen die Haupteinnahmen des Vereins.
„Wenn der Verein somit nicht mehr lebensfähig wäre, bliebe eine anderweitige Vermietung erfahrungsgemäß nahezu ausgeschlossen. Dann droht dem Ensemble der Verfall“, gibt Stadtrat Kowol zu bedenken. Hanau würde somit „auch eines touristischen Anziehungspunktes“ beraubt“. Denn die Dampfzugfahrten in die Region seien „äußerst beliebt“, ebenso die Betriebsfeste und Tage der offenen Tür im Hanauer Bw. Einem „Meilenstein auf der Route der Industriekultur Rhein-Main“ drohte das Aus.
Das ab 1904 errichtete Bw Hanau war bis in die 1990er Jahre in Betrieb. Seine Anlage mit Drehscheiben, Schuppen, Werkstatt-, Verwaltungs- und Aufenthaltsgebäuden ist nach Stiftungsangaben „weitgehend erhalten, wenn auch stark renovierungsbedürftig“. Nicht mehr vorhanden sind der Wasserturm, die Wasserkräne sowie die Bekohlungs- und Entschlackungsanlage.
Die Unternehmensgesellschaft Historisches Bahnbetriebswerk Hanau erwarb 2011 den überwiegenden Teil der Anlage. Anteilseigner sind die Stiftung Deutsche Eisenbahn, die Stiftung Bahnbetriebswerk Hanau und der Verein Museumseisenbahn Hanau. Nicht von der DB erworben wurden ein Teil des nördlichen Ringlokschuppens und ein Streifen an der Nordseite mit der nördlichen Drehscheibe; hier befindet sich die derzeit vorgesehene Reservefläche für den Bahnstreckenausbau Hanau-Gelnhausen.